In der Lötschentaler Fasnacht, die am Tag nach Mariä Lichtmess (2. Februar) beginnt und in der Nacht vor dem Aschermittwoch, am „Gigiszischtag“ endet, trifft man auf die Tschäggättä.
Die Tschäggättä tragen traditionellerweise alte, umgestülpte Kleider, über die Schultern hinten und vorne Tierfelle (Schaf-, Ziegen-, Gämsfell; neuzeitlich auch Rentier und andere Wildtierfelle), die mit einer Kuhglocke befestigt werden. Um den Körper ganzheitlich zu vermummen, werden an den Händen „Triämhändschen“ getragen (Wollhandschuhe, die mit Wollresten auf der Vorderseite beknüpft werden) und die Beine und Schuhe in Jutesäcke oder ähnliche Stoffe gehüllt. Um die ganze Gestalt eindrücklicher und grösser wirken zu lassen, wird unter den Fellen auf die Schultern der sogenannte „Puggl“ aufgesetzt, eine Art gepolstertes Kissen. Am eindrücklichsten ist jedoch die grosse, fratzenhafte Holzmaske von ca. 50 cm mit Fell, innen am Kopf festgehalten mit einem Tuch, das an die Maske genagelt wird und ausgeschnitzten Augen. Der Vielfalt scheinen fast keine Grenzen gesetzt und Einflüsse aus Medien inspirieren die Maskenschnitzer immer wieder zu neuen „Larven“ – wie die Masken im Lötschentaler Dialekt genannt werden.
Die Tschäggättä sind wochentags, vor allem abends anzutreffen, wo sie in Gruppen oder alleine durch die Dörfer ziehen, immer zu einem Schalk bereit und angsteinflössend für Mädchen und Kinder. Am Sonntag wird traditionellerweise nicht „gitschäggättud“.
Die organisierten Anlässe wie der Tschäggättu-Lauf von Blatten nach Ferden am Abend des Fetten Donnerstag oder den Umzug vom Fastnachtssamstag in Wiler finden jedes Jahr statt.
Ursprung
Über den Ursprung der Lötschentaler Holzmasken kursieren mehrere Legenden und zahlreiche Theorien. Doch handelt es sich dabei ausschliesslich um Spekulationen ohne wissenschaftliche Grundlage. Entstanden ist der Brauch vermutlich vor wenigen Jahrhunderten.
Die Schurten Diebe
Eine der am häufigsten genannten Ursprungslegenden der Tschäggättä ist die Sage von den Schurtendieben:
„In den Wäldern auf der Schattenseite des Tales wohnten früher die ‚Schurten Diebe’. Noch heute erkennt man die Hofstätten, am besten auf dem Giätrich, dem Wilerdorf gegenüber. Es waren dies kleine, aber gedrungene Männer, die in der Nacht auf Raub und Diebstahl auszogen. Sie nahmen keinen in ihren Bund auf, wenn er nicht mit einer Bürde von hundert und einem Pfund bei ‚Gsellisch Chinn’ über die Lonza zu springen vermochte.“
Bei den Schurten Dieben (schurt = kurz, kleingewachsen) soll es sich also um eine Art Männerbund gehandelt haben, dessen Kostümierung manchmal mit den Tschäggättä in Verbindung gebracht wird: Die Schurten Diebe sollen Holzmasken, Felle und umgehängte Schellen getragen haben.